Hier setzt der Verein an

Statistisch gesehen stellen die meisten queeren Menschen* mit 12 Jahren für sich fest, dass sie “anders” sind. Bis zu ihrem Coming out ist es oftmals noch ein langer Weg, durchschnittlich sind sie dabei mindestens 18 Jahre alt. Sven Norenkemper, Vorstandsvorsitzender des Coming Out Day e.V., und sein Team wollen aufklären, junge Erwachsene sowie Jugendliche auf ihrem Weg beraten, ihnen zuhören und für sie da sein.

*Menschen, die nicht heterosexuell sind und sich dem anderen oder gar keinem Geschlecht zugehörig fühlen.

Coming out und so 💬

Dafür hat der Verein das Projekt Coming out und so ins Leben gerufen: eine anonyme Beratung via Mail oder neuerdings auch via Messenger-App. Das Besondere: Die aktuell 14 Berater*innen zwischen 18 und 24 Jahren gehören selbst zur LGBTQ+ Community** und haben ihr Coming out schon hinter sich! Um eine professionelle, sozialpsychologische Beratung zu gewährleisten, werden die Beratenden von Psycholog*innen unterstützt, regelmäßig geschult und weitergebildet. Junge Erwachsene und Jugendliche begegnen also Gleichaltrigen, die den Schritt bereits gegangen sind und sich intensiv damit beschäftigen.

**Eine lose definierte Gemeinschaft aus nicht-heterosexuellen Personen, die sich im Allgemeinen für Stolz, Vielfalt, Individualität und Sexualität stark machen. Dazu zählen Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und andere queere Personen.

Coming out… auch fürs Umfeld ein Thema

Wie gehe ich jetzt damit um? Eine Frage, die sich nach einem Coming out wohl auch Mama, Papa, Freund*innen oder Tante Gertrud stellen. Das Umfeld, dessen Reaktion und generell die äußere Wahrnehmung spielen eine entscheidende Rolle.

Toleranz beginnt schon in der Kita

Liebe, wen Du willst… so lautet auch der Ansatz von Sophie, Mitglied unserer mymuesli-Familie, und ihrem Partner David. Die beiden wollen ihren Kindern (3 und 1 Jahr) ein Umfeld schaffen, in dem sie sich frei entfalten können. Dazu gehört auch, offen über geschlechterbezogene Diversität zu sprechen. Außerdem wählen sie gezielt Bücher, Kinder-Podcasts und Videos aus, in denen queere Menschen und alternative Lebensmodelle integriert sind.

Was wäre wenn…?

Eine Frage, die sich das junge Elternpaar schon häufiger gestellt hat. “Ich erinnere mich ganz genau, als David letztes Jahr von der Hochzeit eines schwulen Paars nach Hause gekommen ist und uns beim Abendessen davon erzählt hatte. Als ich dann abends mit unserem Sohn im Bett lag, habe ich mich ganz nah an ihn gekuschelt und mir vorgestellt, wie es wäre, wenn er schwul wäre.” 

Ein Angebot wie das des Coming Out Day e.V. würden sie sehr wahrscheinlich in Anspruch nehmen. “Grundsätzlich finde ich es mutig und klug, sich in entscheidenden Lebensphasen Unterstützung zu holen”, erklärt David. Und wie sähe wohl ihre Reaktion aus, wenn es zu einem Coming out käme?